Das längste Tennisspiel der Geschichte

Fast 10 Jahre ist es her, seitdem John Isner und Nicolas Mahut das längste Tennisspiel aller Zeiten bestritten haben. Damals schaffte John Isner im Wimbledon die Sensation, als er seinen Gegner Nicolas Mahut nach unglaublichen 11 Stunden und 5 Minuten bezwang. Am Ende hieß es 6:4, 3:6, 6:7 (7:9), 7:6 (7:3), 70:68 für Isner. Damit sicherten sich beide Spieler einen Eintrag in die Geschichtsbücher.

Doch wie kam es überhaupt zu diesem außerordentlichen Rekord? Wir blicken heute noch einmal auf das Match zurück.

Spieler

Beim Traditionsturnier Wimbledon trafen am 22. Juni 2010 der US-Amerikaner John Isner und der Franzose Nicolas Mahut in der ersten Runde aufeinander. Während der an Nummer 23 gesetzte Isner direkt in das Hauptfeld rutschte, musste Mahut als Nr. 149 der Welt erst den Weg über die Qualifikation gehen. Dort gewann er die ersten beiden Matches souverän und schloss das dritte mit einem knappen 5-Satz-Sieg ab. Insgesamt ging Inser also als Favorit in das Match.

Spielverlauf

Es war ein ganz normaler Turniertag, als John Isner und Nicolas Mahut auf den Platz Nummer 18 des All England Lawn Tennis and Croquet Club kamen. Bis zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass sich dieses Spiel zu einem echten Drama entwickeln würde. Schließlich ging das Match los.

1. Satz

Da Mahut den Münzwurf gewonnen hatte, begann er mit dem Aufschlag. In den ersten Spielen brachten beide Kontrahenten ihre Aufschläge souverän durch. Beim Stand von 4:4 änderte sich das jedoch, als sich Isner mit einem Rückhand Passierschlag den ersten Breakball sicherte.

Der folgende Doppelfehler von Mahut brachte Isner dann das Break zum 5:4. Nach dem Seitenwechsel verwandelte Isner seinen ersten Satzball mit einem Vorhand Winner. Bis zu dem Zeitpunkt waren lediglich 32 Minuten gespielt.

2. Satz

Im zweiten Satz brachte Mahut sein erstes Aufschlagspiel wieder ohne Probleme durch. Dagegen zeigte Isner beim folgenden Aufschlagspiel die ersten Schwächen. Zwei großartige Returns von Mahut und ein zu kurzer Stoppball von Isner ergaben die ersten drei Breakbälle für Mahut. Schließlich gelang Mahut das Break nach einem vermeidbaren Fehler von Isner.

Schnell ging Mahut mit 3:0 in Führung, ehe sich Isner wieder fangen konnte. Beim Stand von 5:3 und eigenem Aufschlag holte sich Mahut dann drei Satzbälle. Nach etwas mehr als einer Stunde verwandelte er mit einem starken Aufschlag seinen dritten Satzball. Auf diese Weise glich Mahut 1:1 in Sätzen aus.

3. Satz

Der dritte Satz verlief zunächst relativ unspektakulär. Beide Spieler gaben sich bei ihren Aufschlägen keine Blöße. Somit ging es also in den Tie-Break, der ziemlich ausgeglichen verlief. Mahut bekam beim Stand von 6:5 den ersten Satzball, den Isner allerdings mit einem Ass abwehrte.

Nach dem Seitenwechsel hatte Isner seinerseits die Chance zum Satzgewinn bei 7:6, verfehlte aber knapp die Linie mit der Rückhand. Danach machte Mahut drei Punkte in Folge und sicherte sich mit einem krachenden Rückhand-Return den Satz. Bis dahin standen 1:50 Stunden auf der Uhr.

4. Satz

Zu Beginn des vierten Satzes hielten beide Gegner ihre Aufschlagspiele ohne Schwierigkeiten. Als es 2:2 stand, wackelte Mahuts Aufschlag hingegen. Unter anderem verursachte er zwei Doppelfehler hintereinander, sodass er schnell mit 15:40 in Rückstand geriet. John Isner konnte seine Breakbälle jedoch nicht verwerten, wodurch das Spiel über Einstand ging. Letztlich schaffte es Mahut, seinen Aufschlag durchzubringen. In Summe wehrte er hier ganze sieben Breakbälle ab.

Im weiteren Verlauf hatte Isner bei 3:3 noch einen zusätzlichen Breakball, den er nicht nutzen konnte. In der restlichen Aufschlagspielen ergaben sich keine Überraschungen, sodass auch dieser Satz in den Tie-Break ging. Im Tie-Break führe Mahut zunächst mit 3:1, Isner gewann dann aber sechs Punkte in Folge und entschied den Satz für sich. Demnach sollte das Match über die volle Distanz gehen.

Dann gab es vorerst eine Pause. Um 21:00 Uhr Ortszeit entschloss man sich, das Match wegen Dunkelheit abzubrechen.

5. Satz

Am nächsten Tag, dem 23. Juni, wurde das Match fortgesetzt. Da laut Regelwerk während eines Matches kein Platzwechsel erlaubt ist, standen Isner und Mahut um 14:05 Uhr erneut auf Court Nummer 18 an der Church Road.

Die Spieler machten im fünften Satz dort weiter, wo sie in den Sätzen 3 und 4 einmal angefangen haben. Sie hielten ihre Aufschlagspiele souverän. Es verging ein Spiel nach dem anderen. Beide Spieler hauten sich zahlreiche Asse um die Ohren.

Während der 2,08 Meter große John Isner ohnehin schon als Aufschlagriese bekannt war, verfügte Rasenspezialist Nicolas Mahut ebenfalls über einen starken Aufschlag. So entstand ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden Kontrahenten.

Nach bereits kurzer Zeit stand es 6:6. In diesem Moment kam der Tie-Break aufgrund einer Sonderregelung nicht zum Einsatz. Sie besagt, dass ein Spieler im fünften Satz zwei Spiele Vorsprung benötigt, um das Match zu gewinnen.

Also spielten beide weiter … und sie spielten lange. Beim Stand von 10:9 für Isner blickten die Zuschauer genauer auf den Aufschlag von Mahut. Zum wiederholten Mal unterliefen ihm zwei Doppelfehler nacheinander. Plötzlich hatte Isner der ersten Matchball. Mit einem Ass konnte Mahut sich noch aus der brenzligen Situation befreien, bevor er auf 10:10 ausglich.

Das Spiel schien kein Ende zu nehmen. Beim Stand von 33:32 dachten viele Zuschauer schon an den sicheren Sieg John Isners. Er hatte sich mit einem Rückhand Winner die Linie entlang die nächsten beiden Matchbälle erspielt. Mahut lies sich dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen. Der nervenstarke Franzose wehrte auch diese Matchbälle ab.

Das Match wurde immer kurioser. Beispielsweise fiel beim Stand von 47:47 die Anzeigetafel aus. Sechs Spiele später, beim Stand von 50:50, bekam Mahut selber die ersten zwei Chancen zum Break. Isner gelang es jedoch, vier Punkte in Folge zu gewinnen und damit seinen Aufschlag zu halten.

Beide Spieler schenkten sich weiterhin nichts. Obwohl sie sich kaum noch über den Platz bewegen konnten, kämpften sie um jeden Ballwechsel. Beim Stand von 59:58 war die Aufmerksamkeit erneut auf Nicolas Mahut gerichtet. Er machte seinen nächsten Doppelfehler, der Isner gleichzeitig den vierten Matchball bescherte. In dieser enormen Drucksituation antwortete Mahut mit einem Ass. Danach sicherte er sich das Aufschlagspiel zum 59:59.

Nach gut zehn Stunden Spielzeit war mittlerweile die Dämmerung in London eingetreten. Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse verschob man die Partie erneut auf den nächsten Tag.

Am darauffolgenden 24. Juni ging das Match dann in die letzte Runde. Über Nacht sorgte das Spiel weltweit für Schlagzeilen, sodass der Besucherandrang am nächsten Tag gigantisch war. Die Zuschauertribüne hatten sich innerhalb weniger Minuten bis auf den letzten freien Sitzplatz gefüllt.

Als die Spieler den Court zum dritten Mal betraten, fragten sich alle Zuschauer, wie lange dieses Match noch andauern würde. Auch an diesem Tag schien sich das Match zu einem Marathon zu entwickeln. Nach wenigen Minuten hatten beide Spieler die 60er Marke geknackt.

Auf einmal erkämpfte sich Isner beim Stand von 69:68 den fünften Matchball mit einem wundervollen Passierschlag auf der Vorhand. Und diesmal nutzte Isner endlich die Chance. Mit einer Rückhand passierte Isner den am Netz stehenden Mahut und sank schließlich zu Boden. Er hatte das längste Tennisspiel in der Geschichte gewonnen.

Rekorde

Mit 11:05 Stunden Spielzeit brachen Isner und Mahut den bisherigen Rekord für das längste Tennismatch um nahezu das Doppelte. Dieser lag vorher bei 6:33 Stunden, als Fabrice Santoro bei den French Open 2004 seinen Gegner Arnaud Clement bezwang.

Neben diesem Rekord stellten John Isner und Nicolas Mahut weitere Bestmarken auf. Unter anderem dauerte der fünfte Satz alleine 8:11 Stunden, was ihn zum längsten Satz in der Tennisgeschichte machte. Insgesamt schlugen die beiden Spieler unglaubliche 215 Asse, davon gingen 112 an Isner und 103 an Mahut. Außerdem haben beide Spieler die meisten Aufschlagspiele in einem Tennismatch absolviert. Am Ende waren es 183 Stück.

John Isner und Nicolas Mahut haben an diesen drei Tagen eine unglaubliche Leistung hervorgebracht und einen Rekord aufgestellt, der wahrscheinlich für immer bleiben wird.